Wie kann man die Beifuß-Ambrosie erkennen und von anderen Pflanzen unterscheiden?

Die vielen Doppelgänger der Beifuß-Ambrosie

Die Beifuß-Ambrosie verursacht erhebliche Probleme im Gesundheitswesen

Wie weit ist Beifuß-Ambrosia in Deutschland verbreitet? Ist mit einer weiteren Ausbreitung zu rechnen?

Was wir auf Bundes- und Ländereben unternommen um die Ausbreitung zu verhindern?

Die Beifuß-Ambrosie gelangt auf verschiedenen Wegen unbeabsichtigt nach Deutschland

Welche Maßnahmen sind erforderlich, um die weitere Ausbreitung zu verhindern?

Ambrosia-Forschung durch die Projektgruppe Biodiversität

Innerhalb nur weniger Jahre hat sich die Beifuß-Ambrosie in zahlreichen Ländern Europas ausgebreitet und teils beachtliche Bestandesgrößen erreicht. Besonders augenfällig ist der Ausbreitungsprozess ab etwa 1990 geworden. Besonders große Populationsgrößen erreicht die Beifuß-Ambrosie in Ungarn und umgebenden Ländern, insbesondere Slowakei, Rumänien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien. In geringerer Populationsgröße kommt Ambrosia im ganzen östlichen Europa vor, von Süd-Finnland bis Griechenland. Weitere europäische Ausbreitungszentren bestehen im französischen Rhonetal (um Lyon) und in der italienischen Poebene (um Mailand). Im deutschsprachigen Ausland ist die Beifuß-Ambrosie in der Schweiz und in Österreich in Ausbreitung begriffen. Eine Zunahme der Ambrosia-Bestände wird in den letzten Jahren auch aus verschiedenen Ländern mit kühlerem Klima beobachtet, beispielsweise in Schweden.
Eine Karte der europäischen Pollenbelastung, die Dr. Siegfried Jäger von der HNO Klinik der Medizinischen Universität Wien erstellt hat Karte (siehe auch www.polleninfo.org) zeigt auf indirektem Wege sehr anschaulich das Verbreitungsbild der Beifuß-Ambrosie in Europa. Die Karte beruht auf den Messwerten von über 300 Pollen-Messstellen in ganz Europa, die Daten zu Ambrosia-Pollen in den vergangenen 10-15 Jahre erhoben haben.

Im Jahr 2007 wurde Studie zur möglichen Arealerweiterung der Beifuß-Ambrosie in Österreich als Folge des Klimawandels fertiggestellt (download Studie pdf ca. 2 MB) (Weitere Infos zum Projekt StartClim2005).

Kurzfassung:
Die prognostizierte Klimaerwärmung wird das potentielle Areal kälteempfindlicher Pflanzenarten in Österreich vergrößern. Überdurchschnittlich mobile Arten werden auf diese Arealerweiterung besonders schnell reagieren. Die aus Nordamerika stammende, thermophile Ambrosie muss aufgrund ihrer raschen rezenten Invasion in viele Teile Ost- und Mitteleuropas zu diesen besonders mobilen Pflanzen gezählt werden. Wegen ihrer stark allergenen und in großer Menge produzierten Pollen stellt die Ambrosie ein beträchtliches Gesundheitsrisiko dar und gilt in dieser Hinsicht als der momentan problematischste Neophyt in Österreich. Aktuell ist ihre Hauptverbreitung auf die warmen Tieflagen Ostösterreichs beschränkt. Als Folge des Klimawandels ist allerdings eine rasante Ausbreitung der Art in andere Teile Österreichs zu befürchten und damit eine Zunahme der von der Ambrosie ausgelösten Allergien.

Das Ausmaß dieser Arealerweiterung unter verschiedenen Klimawandelszenarien wurde hier mit Hilfe von Simulationsmodellen eingeschätzt. Die Modelle basieren auf einer vorhergehenden klimatischen und biogeographischen Charakterisierung des aktuellen Areals der Ambrosie in Österreich unter Verwendung von Kartierungsdaten in Kombination mit Klima- und Umweltdaten.

Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen, dass selbst bei sehr vorsichtigen Schätzungen der Temperaturzunahme (rund +2°C im Juli) bis zum Jahr 2050 eine Versechs-fachung der potentiell besiedelbaren Landesfläche realistisch ist. Noch gravierender ist die Vergrößerung des potentiellen Areals bei Erhöhung der Julimitteltemperatur um 4,8°C bzw. 6,4°C (verschiedene Szenarien bis Ende 21. Jahrhundert), nämlich auf beinahe 67% bzw. 80% der Fläche Österreichs. Die Ausbreitung der Art wird hauptsächlich durch menschliche Aktivität (Handel mit kontaminiertem Getreide und Vogelfutter, Verschleppung mit Erdaushubmaterial u.ä.) vorangetrieben. Präventiv-Maßnahmen gegen die Etablierung neuer Populationen gestalten sich aufgrund der Komplexität des Problems als schwieriges Unterfangen, das nur mittels eines in Kooperation mit Österreichs Nachbarländern ausgearbeiteten Aktionsplans zielführend erscheint.



Schweiz

In der Region Genf und Tessin ist die Beifuß-Ambrosie häufig. Ansonsten in der Schweiz zerstreut. Sie ist in rascher Ausbreitung begriffen.
Es sind in den letzten Jahren zahlreiche Artikel und Publikationen erschienen, die über die Problematik der Beifuß-Ambrosie informieren. Sie enthalten Angaben zur Ausbreitung, Auswirkungen und geben Empfehlungen zur Bekämpfung. Ein Aufruf, Fundpunkte zu melden, zeigte, dass die Beifuß-Ambrosie sehr häufig in Hausgärten der Schweiz auftritt. In der Landwirtschaft sind Funde bislang selten. In den Kantonen Genf und Tessin wurden Arbeitsgruppen gebildet. In Genf arbeiten Botaniker, Agronomen, Meterologen und Ärzte eng zusammen. Die Art wurde auf die von der Schweizerischen Gesellschaft für die Erhaltung von Wildpflanzen erstellte Schwarze Liste zu bekämpfender Arten gesetzt.



Quellen und Links

Agroscope RAC Changins: Zusammenstellung umfangreicher Informationen
http://www.acw.admin.ch/themen/00576/01056/01058/index.html?lang=de
Infoblatt der Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen.
http://www.cps-skew.ch/deutsch/inva_ambr_art_d.pdfMeteoSchweiz: Ambrosia: eine neue allergene Pflanze.
http://www.meteoschweiz.ch/web/de/wetter/gesundheit/pollen_allgemein/Ambrosia.html
Bulletin des Bundesamtes für Gesundheit (pdf, 141KB)
http://www.bag.admin.ch/dokumentation/publikationen/01435/01796/index.html?lang=de&download=M3wBPgDB/8ull6Du36WcnojN14in3qSbnpWWZWiamk6p1rJgsYfhyt3NhqbdqIV+baqwbKbXrZ6lhuDZz8mMps2go6foLinksammlung von Seiten verschiedener Schweizer Bundesstellen
http://www.ambrosia-info.ch

Wissenschaftlicher Artikel:
Taramarcaz P, Lambelet B, Clot B, Keimer C, Hauser C. (2005): Ragweed (Ambrosia) progression and its health risks: Will Switzerland resist this invasion? SWISS MED WKLY 135: 538–548. (Download)



Österreich

Die Beifuß-Ambrosie kommt bereits in großen Teilen Österreichs, insbesondere aber in den wärmeren Klimabereichen, vor und breitet sich weiter aus. In Österreichs hat der rasante Ausbreitungsprozess etwa 1991 begonnen. Größere Bestände finden sich im Marchfeld, Teilen des Weinviertels, des Wiener Beckens und Tullerfeldes. In den anderen Regionen tritt die Art bislang nur vereinzelt auf. Die Beifuß-Ambrosie besiedelt in Österreich Straßenbankette, Schutthalden, Mülldeponien, Industriebrachen und Sonnen-, Mais-, Erdbeerfeldern. Bereits etwa 35% aller Allergiker Ostösterreichs reagieren auf Pollen der Beifuß-Ambrosie. In Wien ist mit der Pollenkonzentration auch die Sensibilisierungsrate angestiegen.
Das besonders betroffene Land Niederösterreich beschäftigt sich intensiv mit der Problematik der Beifuß-Ambrosie. So wurde beispielsweise am 18.01.2006 ein Workshop zum Thema Ambrosia von der Niederösterreichischen Landesakademie und dem Straßenbetrieb des Amtes der NÖ Landesregierung durchgeführt, an dem sich 130 Teilnehmer beteiligten.
Im Jahr 2005 wurden Straßenränder Niederösterreichs kartiert und verschiedene Mähkonzepte erprobt.
Im selben Jahr sind Medieninformationen erschienen, beispielsweise ein Merkblatt auf der Homepage des Landes Niederösterreich. Bekämpfungsmaßnahmen sollen in den Folgejahren durchgeführt werden. Über die Einführung rechtlicher Maßnahmen wird nachgedacht. Am 11. September 2007 fand in St. Pölten eine Fachtagung zum Thema Beifuß-Ambrosie statt.



Quellen und Links

Österreichischer Pollenwarndienst (Prof. Dr. Sigfried Jäger)
http://www.pollenwarndienst.at/
Abteilung Umwelthygiene des Landes Niederösterreich: Neues Unkraut Ragweed
http://www.noe.gv.at/Gesundheit/Gesundheitsvorsorge-Forschung/Umweltmedizin-und-Umwelthygiene/GS2_Gesundheitsvorsorge_Ragweed.htmlMerkblatt des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung:
http://www.noe.gv.at/bilder/d15/Merkblatt-ragweed.pdf

Am 11. September 2007 findet in St. Pölten eine Fachtagung zum Thema Beifuß-Ambrosie statt
Das Programm der Fachtagung
Die Vorträge der Fachtagung, wie auch des Workshops des Jahres 2006 stehen auf der Website der Abteilung Umwelthygiene der NÖ Landesregierung zum download bereit



Ungarn

A. Paldy berichtet in ihrem Vortrag (18.01.06), dass sich Ambrosia artemisiifolia in Ungarn und umliegenden Länder besonders stark ausgebreitet hat und mittlerweile auf insgesamt etwa 80% der Landesfläche vorkommt. In den letzten 10 Jahren hat sich die Anzahl der Allergiker mit Heuschnupfen verfünffacht und die Zahl der Asthmatiker nach ihren Angaben verdreifacht. Seit einigen Jahren werden gezielte Bekämpfungsmaßnahmen in Ungarn durchgeführt und die Regierung hat Maßnahmen zur Information über die Pflanze bzw. zur Bekämpfung derselben begonnen. Nach einem Gesetz von 2005 sind Grundbesitzer verpflichtet, die Blüte des Traubenkrautes zu verhindern. Regional gibt es auch Verordnungen zur Bekämpfung von Beständen bei Androhung von Strafzahlungen.

Nach einem Pressetext der Budapester Zeitung vom 7.8.2000 leiden in Ungarn etwa zwei Millionen Einwohner (also praktisch jeder Fünfte) an einer Pollenallergie. Die meisten Allergiker haben vor allem im August Probleme mit dem Traubenkraut. Besonders stark betroffen sind Jugendliche und Kinder. So lag der Anteil der Allergiekranken bei den Mittelschülern in den Bezirken von Süd-Pest bei 30%, bei Grundschülern in kleineren Provinzstädten sogar bei 40%. Schätzungsweise geben die Ungarn im Jahr bereits etwa 1,5-2 Mrd. Forint (ca. 6 bis 8 Mio €) für Allergiemedikamente aus, Tendenz steigend.



Quellen und Links

Vortrag von Univ. Prof. Dr. Anna Paldy (National Institute of Environmental Health, Budapest) auf dem Workshop der Niederösterreichischen Landesakademie am 18. Januar 2006 (download pdf, 1345.1 KB)

Vortrag von Frau Dr. Gabriella Kazinczi auf der Fachtagung zum Thema Beifuß-Ambrosie am 11. September 2007 in St. Pölten (download pdf, 2842.2 KB)



Italien

Der Gesundheits-Vorsorgedienst der Sanitären Generaldirektion der Region Lombardei hat am 29.3.1999 eine Verordnung mit dem Titel “Anordnung gegen die Ausbringung der Pflanze „Ambrosia“ in der Region Lombardei zum Zwecke der Vermeidung von allergischen Erkrankungen in Zusammenhang mit dieser Pflanze“ herausgegeben. Das Dekret 25522 vom 29.3.1999 verordnet die Observation von potentiellen Flächen, die Kartierung und Veröffentlichung der Verbreitung im Amtsblatt und die Entfernung von Ambrosia-Beständen. Zur Entfernung ist wenigstens eine dreimalige Mahd von Juni bis August vorgeschrieben. Den zuständigen Behörden ist ferner auferlegt, die Bevölkerung in adäquater Form zu informieren.



Quellen und Links

siehe auch: Vortrag von Prof. Dr. Siegfried Jäger (HNO Klinik der Universität Wien) auf dem Workshop der Niederösterreichischen Landesakademie am 18. Januar 2006 (download pdf, 990.1 KB)




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